Bulls n' Bears

 

Texter Hinweise VI

Sie wollen Text aufs Papier bringen, mit denen Sie Leser befruchten oder Fabrikate vermarkten? Dann reicht es nicht, eine rohe Version zu texten. Denn mit der ersten Ausgabe ist zwar ein bedeutender Schritt getan – die Arbeit aber noch nicht zu Ende. Unter fachgemäßen Schriftstellern gilt die Daumenregel: Verwende soviel Zeit für die Überarbeitung Ihres Schriftwerkes wie für das Aufs Papier bringen der rohen Version.

Doch worauf muss man bei der Überarbeitung achten? Und was heißt „ erfreulicher Stil “? In erster Linie eines: Greifbarkeit. Augenfällig zu verfassen ist kein abstruser Mystizismus, in die nur glänzende Texter eingeweiht sind. Augenfällig zu schreiben ist ein Handwerk. Und die Verständlichkeitsforschung selbst eine Wissenschaft. Sie liefert Angaben über bestmögliche Wort- und Satzlängen und die Augenhaltepunkte beim Lesen.

Erwartungsgemäß gibt es zusätzliche Bedingungen für angenehmen Stil: Der Text sollte in Bewegung sein, divers, einprägsam, bildhaft. Doch wenn Sie es verstehen, begreiflich zu schreiben, haben Sie schon beträchtlich gewonnen. Wie Sie bei der Überarbeitung mit Emsigkeit im Stil herausragen, zeigen Ihnen folgende Empfehlungen:

1: Sofern, doch so nah

Der erste Schritt bei der Überarbeitung ist der Schritt zurück. Nachdem Sie den Text parat haben, lassen Sie ihn liegen. Wenn es die Zeit erlaubt, sollten sie mindestens eine Nacht darüber schlafen. Bauen Sie Entfernung zu Ihrem Fabrikat auf. Und versuchen Sie dann, den Text mit den Augen eines fremden Lesers zu lesen. Verstehen Sie alles? Stolpern Sie über verschwommene Behauptungen? Ist der Text erfreulich gegliedert? Werden Sie Ihr eigener Rezensent. Was ausdrücklich hilft: Lesen Sie sich selbst mit lauter Intonation vor.

2: Kein Stillstand, stattdessen Bewegung: Verben an die Frontlinie

In der Schule wurden sie auch Zeitwörter genannt. Eine schöne Bezeichnung. Mithin wo ein Tunwort ist, da wird etwas getan. Warum mögen dann vielerlei Schreiber zum Nominalstil? Beäugen Sie Ihren Text, wo Sie den Nominalstil zugunsten eines Verbs auflösen können. An Stelle: „Die Kunst des begreiflichen Schreibens und eindeutigen Formulierens“ lieber: „Die Kunst, eingängig zu schreiben und eingängig zu formulieren.“